Eine deutliche Verbesserung der Schuldner- und Insolvenzberatung haben die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen gefordert. „Die Zahl der Menschen mit Schuldenproblemen im Freistaat steigt“, warnt der derzeitige Vorsitzende der Liga, Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich, am Freitag vor Journalisten in Dresden.

Mitarbeiter*innen der Wohlfahrtsverbände in Sachsen reißen symbolisch einen Schuldenturm ein, auf dessen Bausteinen die negativen Folgen von Überschuldung stehen. (Aktion Schuldenturm - Auftakt Aktionswoche Schuldnerberatung 2018)

 

(Dresden) Eine deutliche Verbesserung der Schuldner- und Insolvenzberatung haben die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen gefordert. „Die Zahl der Menschen mit Schuldenproblemen im Freistaat steigt“, sagte der derzeitige Vorsitzende der Liga, Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich, am Freitag vor Journalisten in Dresden. Anlass dazu war die bundesweit stattfindende Aktionswoche Schuldnerberatung vom 4. bis 8. Juni. Etwa 15 Prozent der Schuldner in Sachsen hätten keinen Zugang zu Beratungsangeboten, verdeutlichte Mitzscherlich. Ursachen seien vor allem Einkommensarmut, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Scheidung oder Tod eines Partners. Besonders betroffen seien auch Alleinerziehende.

Vor allem müssten die Rahmenbedingungen für die Beratungen verbessert werden, erläuterte Rotraud Kießling von der Diakonie Sachsen. Bei einer Schuldnerquote in Sachsen von 9,9 Prozent seien 403.700 Personen Personen in rund 215.000 Haushalten betroffen. Das bedeute für viele Schuldner Wartezeiten auf eine Beratung von bis zu sechs Monaten. „Die Liga hält es daher für dringend geboten, die Schuldnerberatung so auszubauen, damit Menschen in dieser Notlage auch geholfen werden kann“, erklärt Rotraud Kießling. Für Sachsen würde dies eine Verdopplung der Beratungskapazität bedeuten. Zudem dürfe niemand der Zugang zur Beratung verwehrt werden, weil er zum Beispiel keine staatliche Regelleistungen erhalte. Rotraud Kießling dazu: „Das Recht auf Beratung ist für alle ver- und überschuldeten Menschen zu sichern. Es darf keine Zugangsbegrenzungen geben.“

Akteure der Wohlfahrt stürzen den „Schuldenturm“

Die Aktionswoche Schuldnerberatung findet jährlich bundesweit statt. Der Titel der diesjährigen Initiative lautet „Weg mit den Schulden!“ Zum einen gehe es darum, dass die Schulden weg sollen, aber auch darum, dass die Schuldner den Weg in die Schuldenfreiheit suchen, heißt es in der Ankündigung zur Aktionswoche. Akteure der Wohlfahrtspflege haben am Freitag deshalb vor dem Dresdner Landtag einen „Schuldenturm“ eingestürzt, auf dem die Lebenssituationen von Menschen mit Schulden verzeichnet waren. „Überschuldung ist eine Lebenskrise, die zu Verzweiflung, Krankheit und sozialer Isolation führen kann und keinen Aufschub duldet“, so Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich. Die Ratsuchenden befinden sich in einer finanziellen und persönlichen Notlage, aus der sie sich nicht mehr  aus eigener Kraft befreien können. Oft benötigen diese Menschen auch weitere psychosoziale Unterstützung.“ Die Liga in Sachsen hält 75 Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatungsstellen (SB) mit rund 93 Vollzeitfachkräften vor. Diese haben im Jahr 2017 insgesamt 20.768 Fälle beraten. Hinzu kommen 11.340 Kurzberatungen.

Die Liga der Spitzenverbände ist der Zusammenschluss der Freien Wohlfahrtspflege im Freistaat. Mitglieder sind die Arbeiterwohlfahrt, die Caritas, das Deutsche Rote Kreuz, das Diakonische Werk, der PARITÄTISCHE Wohlfahrtsverband sowie die Sächsische Zentralwohlfahrtsstelle der Juden. Der Vorsitz wechselt im Turnus von zwei Jahren.  2018 und 2019 hat der Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen den Vorsitz inne.

Kontakt:
Andreas Schuppert, Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen, Pressestelle
Tel: 0351 4983 738
E-Mail: <link>schuppert@caritas-dicvdresden.de