Parlamentarischer Abend: Zukunft der Zivilgesellschaft – Subsidiarität in Sachsen
Wohlfahrtsverbände laden zum Dialog über Zivilgesellschaft und Subsidiarität in Sachsen
Bereits mit dem Wohlfahrtsbericht 2013 verfolgte die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen den Ansatz, Subsidiarität als ein Ordnungsprinzip unserer Gesellschaft wieder stärker in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken. Mit einem Parlamentarischen Abend am 23. September 2014 setzten die sächsischen Wohlfahrtsverbände dieses Ansinnen fort. Im Dialog mit Politik und Verwaltung diskutierten rund 50 Gäste über die Zukunft von Zivilgesellschaft und gelebter Subsidiarität im Freistaat Sachsen.
In einer kurzen Einführung beschrieb Rüdiger Unger, Vorstandsvorsitzender des DRK Sachsen, den Wandel der Freien Wohlfahrtspflege zwischen Aufbruch und Ökonomisierung in den letzten 25 Jahren. Gleichzeitig begrüßte er die neuerlich erkennbare Rückbesinnung auf die gesellschaftlichen Grundlagen gemeinnütziger Wohlfahrtsarbeit und betonte diesbezüglich die Bedeutung des Subsidiaritätsprinzips.
In der anschließenden Gesprächsrunde griff Unger diesen Gedanken auf und unterstrich die Verbindung zu den Menschen, welche die Freie Wohlfahrt herzustellen vermag, sowie deren grundsätzliche Verankerung im gesellschaftlichen Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Dies sei einer der fundamentalen Unterschiede zu kommerziellen Anbietern von Sozialdienstleistungen, so Unger.
Prof. Holger Backhaus-Maul von der Martin-Luther-Universität Halle stimmte Rüdiger Unger insofern zu, als dass sich Freie Wohlfahrtspflege auf das Engagement der Menschen stütze. Gleichzeitig kritisierte er jedoch, dass sich die Wohlfahrtsverbände in den letzten Jahren zunehmend von der Zivilgesellschaft entfernt hätten.
Andrea Fischer ihrerseits, Staatssekretärin im Sächsischen Staatsministerium für Soziales, wies Tendenzen zurück, die Subsidiarität als reine Verlagerung staatlicher Aufgaben auf private Anbieter zu verstehen. Sie schätze die Leistungen der Freien Wohlfahrt, sehe jedoch die Notwendigkeit eines ausgeglichenen Verhältnisses zwischen staatlicher und freier oder privater Leistungserbringung.
Aus der kommunalen Perspektive heraus bewertete Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke die Fachlichkeit der Freien Wohlfahrtspflege als wichtigsten Aspekt der Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Wohlfahrtsverbänden. Gleichzeitig plädierte er für eine Neuausrichtung sozialer Arbeit - weg vom ‚Reparaturbetrieb‘ hin zur stärken Fokussierung auf die Anfänge aufkommender Problemlagen.
Als Fazit der Gesprächsrunde stand die Erkenntnis, dass Dienstleistungsgesellschaft und Bürgergesellschaft hinsichtlich sozialer Angebote wieder einander angenähert werden müssen. Diesen Auftrag gelte es gemeinsam umzusetzen.
Anschließend klang der Abend mit kleinen Speisen und angeregten Gesprächen in lockerer Atmosphäre aus.