Sachsen muss unbegleitete minderjährige Flüchtlinge jetzt aufnehmen
Die Situation in den Flüchtlingslagern in Griechenland und an der griechisch-türkischen Grenze ist katastrophal. Die sächsischen Wohlfahrtsverbände fordern, Kinder und Jugendliche aus den Lagern zur retten und Hilfe vor Ort zu stärken. Ausreichend Kapazitäten und Einsatzkräfte sind in Sachsen vorhanden.
Für mehr als 40.000 geflüchtete Menschen sind die humanitären und hygienischen Bedingungen auf den griechischen Inseln und an der griechisch-türkischen Grenze bedrohlich. Die Lebenssituationen insbesondere in den griechischen Flüchtlingslagern verschärfen sich unter den aktuellen Covid-19-Infektionsrisiken. Hiervon sind rund 4.400 unbegleitete Minderjährige betroffen. Bisher hat Deutschland lediglich 50 Minderjährige aufgenommen.
„Die Lage vor Ort ist menschenunwürdig und für die Heranwachsenden zutiefst traumatisierend. Es ist kaum auszudenken, was geschieht, wenn bei der mangelhaften medizinischen Versorgung vor Ort auch noch Infektionen mit dem Coronavirus um sich greifen“, warnt Michael Richter, amtierender Vorsitzender der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen. Gerade für Kinder sei das Leben in Moria und vergleichbaren Lagern vollkommen unzumutbar und verstoße gegen Menschen- und Kinderrechte.
Die Liga fordert den Freistaat daher auf, die eigenen Möglichkeiten zu nutzen, um weitere unbegleitete Minderjährige nach Sachsen zu holen. Auch muss die Lage vor Ort dringend verbessert werden. Schutzausrüstung und medizinischen Personal aus Sachsen kann hier Abhilfe schaffen. Für beide Lösungswege stehen die Mitglieder der Liga bereit. „Eine europäische Lösung scheint nicht in Sicht und der Bund hält sich derzeit ebenfalls zurück. Deshalb soll der Freistaat mit gutem Beispiel voran gehen und über eine landeseigene Aufnahmeordnung für sogenannte vulnerable Personengruppen den Menschen helfen. Wir haben die Kapazitäten, um die Versorgung zu gewährleisten. Unter anderem die kreisfreien Städte Dresden, Chemnitz und Leipzig haben mehrfach ihre Aufnahmebereitschaft signalisiert. Wir müssen jetzt handeln“, so der Liga-Vorsitzende.
Der Freistaat Sachsen hat auch mit Unterstützung der Träger der freien Wohlfahrtspflege in den vergangenen Jahren eine funktionierende Infrastruktur zur Unterbringung und Betreuung geflüchteter Menschen aufgebaut. Die Träger haben viele Erfahrungen mit der Aufnahme und Begleitung minderjähriger Geflüchteter gemacht. Diese Kapazitäten und Expertisen müssen nun jenen Menschen zur Verfügung gestellt werden, die sie aktuell am dringendsten benötigen.
Zur Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen gehören die Arbeiterwohlfahrt, die Caritas, die Diakonie, das Deutsche Rote Kreuz, der Paritätische Wohlfahrtsverband Sachsen und der Landesverband der jüdischen Gemeinden in Sachsen. Unter dem Dach der Liga finden sich mehr als die Hälfte aller sozialen Angebote in Sachsen mit mehr als 100.000 Beschäftigten. Der Liga-Vorsitz wechselt alle zwei Jahre und liegt 2020/21 in der Hand des Paritätischen Sachsen.
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