(Dresden) Die sächsischen Wohlfahrtsverbände sprechen sich anlässlich des Weltkindertages am 20.9.2021 dafür aus, die Hilfsangebote für Kinder- und Jugendliche in Sachsen zu stärken. Steigende Zahlen der Kindeswohlgefährdungen in Sachsen untermauern den Bedarf.

Die coronabedingten Kontaktbeschränkungen wirken sich auf Kinder und Jugendliche besonders aus. Nicht nur der wegfallende Kontakt zu wichtigen Bezugspersonen, wie beispielsweise Freunden, Lehrern und Schulsozialarbeitern, auch das überwiegende Lernen zu Hause stellen Einschnitte in den Alltag der Heranwachsenden dar. Zudem wirken sich innerfamiliäre Spannungen negativ auf die Kinder aus.

Laut statistischem Landesamt stieg die Anzahl der Gefährdungseinschätzungen durch die Jugendämter hinsichtlich der Kindeswohlgefährdungen 2020 um 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wurden 2019 bei den Ämtern 2.272 Fälle bekannt, waren es 2020 bereits 3.119 Fälle. Die Liga der freien Wohlfahrtspflege sieht ihre Befürchtungen bestätigt und fordert, Hilfsangebote für Kinder und Jugendliche sowie deren Familien langfristig gut aufzustellen.

„Die Zahlen sind alarmierend. Wir befürchten, dass es für 2021 einen weiteren Anstieg geben wird. Die langfristigen Auswirkungen der coronabedingten Kontaktbeschränkungen sind noch nicht abzuschätzen“, sagt Michel Richter, derzeitiger Liga-Vorsitzender, und fordert: „Wir müssen jetzt handeln. Der Bedarf an Einzelfallhilfen wird steigen. Kinder und Jugendliche, aber auch ihre Familien benötigen leicht zugängliche Hilfsangebote. Die Ausstattung bei Jugendämtern und Jugendhilfeanbietern muss gestärkt werden. Hier ist der Freistaat gefordert.“

Die Liga plädiert dafür, dass der Freistaat den für die Jugendhilfe zuständigen Kommunen finanziell unter die Arme greift. Mittel dafür könnten beispielsweise aus dem Sondervermögen des Freistaates zur Bewältigung der Corona-Pandemie aktiviert werden. „Familienzentren, Schulsozialarbeit, Streetworker, Beratungsstellen, aber auch offene Angebote der Kinder- und Jugendarbeit sind jetzt die Schaltstellen, wo niedrigschwellig Hilfe erfolgen kann. Insbesondere im ländlichen Raum besteht Nachholbedarf. In der engeren Vernetzung von Kita, Schule und Jugendhilfeangeboten liegt ein weiterer Schlüssel, um gezielt auf Problemlagen reagieren zu können. Um die coronabedingten Auswirkungen gut abzufedern, ist ein langer Atem notwendig. Wir müssen jetzt eingreifen und auch präventiv tätig werden, damit die Verarbeitung des Erlebten gelingt“, betont der Liga-Vorsitzende.

Zudem verweist die Liga darauf, dass Weiterbildungen zu Themen wie Traumatisierungen, Gewalterfahrungen und Depressionen von Kindern und Jugendlichen für die Beschäftigten in Jugendhilfeangeboten finanziert werden müssten. Dies sei sicher auch bei Lehrkräften in Schulen sowie pädagogischen Fachkräften in Kitas hilfreich, damit kein Kind auf sich allein gestellt bleibe.

Die Zahlen zur Gefährdungseinschätzung durch die Jugendämter lesen Sie auf der Seite des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen unter folgendem Link: https://www.statistik.sachsen.de/html/gefaehrdungseinschaetzung


Zur Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen gehören der Landesverband der Arbeiterwohlfahrt in Sachsen, der Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen, der Caritasverband für die Diözese Görlitz, das Diakonische Werk Sachsen, der Deutsche Rote Kreuz Landesverband Sachsen, der Paritätische Wohlfahrtsverband Sachsen und der Landesverband der jüdischen Gemeinden in Sachsen.

Die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen beschäftigen insgesamt mehr als 100.000 Mitarbeiter*innen. Der Liga-Vorsitz wechselt alle zwei Jahre und liegt 2020/21 in der Hand des Paritätischen Sachsen.

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