Praxisbaustein: Berufliche Qualifizierung von Menschen mit Behinderung ist ein Erfolgsmodell
Feierliche Zulassung des neuen Praxisfelds „Führen von Maschinen“ in Wichern-Werkstätten Freital
Vertreter der Industrie- und Handelskammer Dresden (IHK), der Fachstelle Praxisbaustein sowie Mitarbeitende und Beschäftigte der Wichern-Werkstätten der Diakonie Dresden in Freital haben am Donnerstag das neue Praxisfeld „Führen von Maschinen“ feierlich zugelassen.
Das Verfahren Praxisbaustein ist eine von verschiedenen Berufskammern anerkannte berufliche Qualifizierung von Menschen mit Behinderungen. „Wir gehen davon aus, dass jeder Mensch in bestimmten Bereichen ausbildungsfähig ist. Deshalb wurden gesetzliche Ausbildungsordnungen von verschiedenen Berufen in leicht erlernbare und standardisierte Praxisbausteine zerlegt“, erklärt Beate Seichter, Fachstelle Praxisbaustein.
Nach bestandener Leistungsfeststellung in einem der Praxisfelder, erhalten die Werkstatt-Beschäftigten ein von der jeweiligen Kammer ausgestelltes Zertifikat. Bundesweit ist dieses Verfahren bisher einzigartig. „Ich freue mich, dass die Idee, die wir seit 2014 entwickelt haben, zu einem echten Erfolgsmodell geworden ist! Mit den Praxisbausteinen setzen wir einen wesentlichen Artikel der UN-Behindertenrechtskonvention um: Das Recht auf berufliche Bildung in den Werkstätten“, ist Michaela Bartel, Referentin für Teilhabe der Diakonie Sachsen, stolz.
Menschen mit Behinderungen erlangen durch die Praxisbausteine eine Anerkennung ihrer beruflichen Fähigkeiten und sie erfahren Wertschätzung. Die Zertifikate sind auch für Unternehmen wertvoll. Sie ermöglichen einen passgenauen Einsatz von Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt.
In aufeinander aufbauenden Projekten der Liga der Freien Wohlfahrtspflege wurden in Kooperation mit der zuständigen Landesarbeitsgemeinschaft verschiedene Praxisfelder entwickelt. Mit dem neuen Praxisfeld „Führen von Maschinen“ können Menschen mit Behinderungen in nun 14 verschiedenen Praxisfeldern eine berufliche Qualifizierung in einem anerkannten Ausbildungsberuf absolvieren. In diesen 14 Praxisfeldern stehen insgesamt 104 Praxisbausteine zur Verfügung.
Das Praxisfeld „Führen von Maschinen“ bezieht sich auf Arbeitsbereiche in Werkstätten, in denen vorrangig Montage- und Verpackungstätigkeiten durchgeführt werden. „Die in diesen Bereichen vorhandenen größeren und kleineren Maschinen müssen zur Auftragsbearbeitung eingerichtet, bestückt, überwacht, gewartet und die Produkte transportiert werden. Diese Tätigkeiten sind im Ausbildungsrahmenplan nach dem Berufsbildungsgesetz als Maschinen- und Anlagenführer/in gut abgebildet“, erklärt Annett Knüpfer, Referatsleiterin Ausbildungsberatung der IHK Dresden, die das Praxisfeld geprüft und bestätigt hat.
Die Zulassung des neuen Praxisfeldes kann ab sofort von den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen beantragt werden. Aktuell beteiligen sich mehr als die Hälfte der 60 sächsischen Werkstätten am Verfahren. Seit 2021 ist die Fachstelle Praxisbaustein mit Sitz an der DIAKademie in Moritzburg für die Werkstätten zuständig, berät die Werkstätten bei der Umsetzung und entwickelt das Verfahren weiter.
Weitere Informationen für Journalist*innen:
Fachstelle Praxisbaustein, Beate Seichter, Tel. 035207 84-356 oder Stefan Rau, 035207 84-356
Foto: Diakonie Sachsen