Anlässlich des Weltflüchtlingstages (20.6) fordert die Liga der Freien Wohlfahrtspflege den Freistaat auf, mehr besonders schutzbedürftige Personen - etwa Kinder, kranke oder alte Menschen - aus den Flüchtlingslagern in Griechenland und an der griechisch-türkischen Grenze aufzunehmen sowie die Hilfe vor Ort zu stärken. Ausreichend Kapazitäten und Einsatzkräfte sind in Sachsen vorhanden.

Kinder am Zaun eines Flüchtlingslagers

Mehr als 40.000 geflüchtete Menschen leben in den Lagern auf den griechischen Inseln und an der griechisch-türkischen Grenze. Darunter sind rund 4.400 unbegleitete Minderjährige. Die humanitären und hygienischen Bedingungen vor Ort sind katastrophal.

„Die Lage vor Ort ist menschenunwürdig und für die Heranwachsenden zutiefst traumatisierend. Es ist kaum auszudenken, was geschieht, wenn bei der mangelhaften medizinischen Versorgung vor Ort auch noch Infektionen mit dem Corona-Virus auftreten“, warnt Michael Richter, derzeit Vorsitzender der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen. Gerade für Kinder sei das Leben in Moria und vergleichbaren Lagern vollkommen unzumutbar und verstoße gegen Menschen- und Kinderrechte.

Bis 2024 beabsichtigt Sachsen laut Koalitionsvertrag, 150 Geflüchtete mehr aufzunehmen als dem Freistaat zugewiesen werden. Anfang Juni hatte sich die Sächsische Staatsregierung zudem geeinigt, darüber hinaus weitere 50 unbegleitete Minderjährige aufzunehmen. Anlässlich des Weltflüchtlingstages und der verheerenden Situation in den Flüchtlingslagern bekräftigt die Liga nun ihre Forderung, insbesondere die Hilfe für die Kinder und Jugendlichen auszuweiten.

„Wir begrüßen die Bereitschaft des Freistaates, mehr Menschen als nach offiziellem Verteilungsschlüssel aufzunehmen. Die Anzahl der hier ankommenden  Kinder und Jugendlichen muss jedoch unbedingt erhöht und die Lage vor Ort dringend verbessert werden. Bei letzterem kann medizinisches Personal aus Sachsen Abhilfe schaffen. Für beide Lösungswege stehen die Mitglieder der Liga bereit“, so der Liga-Vorsitzende.

Kritisch bewertet die Liga, dass die Bereitschaft des Freistaates zur Mehraufnahme lediglich eine Absichtsbekundung ist, die das Bundesinnenministerium (BMI) erst abrufen müsste. Seitens des BMI sind diesbezüglich jedoch keine Anzeichen erkennbar. Nach Ansicht der Liga sollte Sachsen deshalb mit gutem Beispiel vorangehen und den Menschen über eine landeseigene Aufnahmeordnung für sogenannte vulnerable Personengruppen helfen. Die Kapazitäten für eine adäquate Versorgung sind vorhanden.

Der Freistaat Sachsen hat auch mit Unterstützung der Träger der freien Wohlfahrtspflege in den vergangenen Jahren eine funktionierende Infrastruktur zur Unterbringung und Betreuung geflüchteter Menschen aufgebaut. Die Träger haben viele Erfahrungen mit der Aufnahme und Begleitung minderjähriger Geflüchteter gemacht. Diese Kapazitäten und Expertisen müssen nun jenen Menschen zur Verfügung gestellt werden, die sie aktuell am dringendsten benötigen.

Zur Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen gehören der Landesverband der Arbeiterwohlfahrt in Sachsen, der Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen, das Diakonische Werk Sachsen, der Deutsche Rote Kreuz Landesverband Sachsen, der Paritätische Wohlfahrtsverband Sachsen und der Landesverband der jüdischen Gemeinden in Sachsen.

Die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen beschäftigen etwa 100.000 Mitarbeiter. Der Liga-Vorsitz wechselt alle zwei Jahre und liegt 2020/21 in der Hand des Paritätischen Sachsen. 

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