Weltkindertag: Kitas im ländlichen Raum sichern – für Chancengleichheit in Sachsen
Kinder brauchen eine gute, verlässliche Betreuung in ihrem Sozialraum, um zufrieden und sicher aufwachsen und sich entfalten zu können. Doch gerade in Sachsen ist diese Situation gefährdet: Sinkende Kinderzahlen und strukturelle Probleme im Kita-System bedrohen wohnortnahe Betreuungsangebote – insbesondere im ländlichen Raum.

Weniger Kinder – weniger Kitas?
Seit 2016 setzt sich in Sachsen ein klarer Trend fort: Die Zahl der Geburten sinkt kontinuierlich. In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 wurden 9,76 Prozent weniger Kinder geboren als im gleichen Zeitraum 2022. Dieser Rückgang führt zu einem geringeren Bedarf an Kita-Plätzen – und damit wächst der Druck auf die Einrichtungen, vor allem auf kleine Kitas im ländlichen Raum.
Aber auch im städtischen Bereich gibt es erhebliche Einschnitte aufgrund sinkender Kinderzahlen. In den Großstädten Dresden, Leipzig und Chemnitz haben Kommunen bereits den Abbau von Plätzen oder sogar Kita-Schließungen angekündigt. Während die dortige Infrastruktur aber vergleichsweise dichter ist, trifft eine Schließung im ländlichen Raum Familien besonders hart: Lange Fahrtwege, fehlende Begegnungsmöglichkeiten und zusätzliche Belastungen für Eltern sind die Folge.
Kita vor Ort erhalten – Wunsch- und Wahlrecht der Eltern sichern
Rund 40 Prozent der Kitas in Sachsen sind kleine Einrichtungen, die bis zu 75 Kinder betreuen. Gerade kleine Kitas sind in Gefahr, weil sie aufgrund der rückläufigen Kinderzahlen häufig nicht mehr kostendeckend arbeiten können. Doch für die Familien sind sie unverzichtbar: Sie sichern wohnortnahe Betreuungsplätze und ermöglichen Eltern, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren.
Die Liga fordert deshalb, dass auch kleine Einrichtungen am Netz bleiben – damit Eltern ihr Wunsch- und Wahlrecht behalten und Kinder in ihrem unmittelbaren Umfeld aufwachsen können.
Der Blick auf die Qualität: Sachsens Personalschlüssel im Bundesvergleich
Ein weiteres Problem verschärft die Situation: Sachsen gehört im Bundesvergleich zu den Ländern mit den schlechtesten Personalschlüsseln. Das bedeutet: Eine Erzieherin oder ein Erzieher muss hier deutlich mehr Kinder betreuen als in vielen anderen Bundesländern.
In der Krippe liegt der Betreuungsschlüssel bei 1:5,2 – eine Fachkraft betreut also im Schnitt mehr als fünf Kleinkinder. Im Kindergarten liegt der Schlüssel sogar bei 1:11,5.
Zum Vergleich: Wissenschaftliche Empfehlungen gehen von einem Schlüssel von 1:3 in der Krippe und 1:7,5 im Kindergarten aus. Der Abstand ist also erheblich. Hinzu kommt der fortwährend hohe Krankenstand in den Einrichtungen.
Die Folgen sind spürbar: Weniger Zeit für das einzelne Kind, steigende Belastung für Fachkräfte, geringere Bildungsqualität. Dabei könnten gerade sinkende Kinderzahlen auch eine Chance sein: Kleinere Gruppen würden mehr pädagogische Qualität ermöglichen – vorausgesetzt, es wird in Personal investiert statt in Stellenabbau.
Unsere Forderung
Die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen appelliert an die Politik:
- Sichert die Infrastruktur frühkindlicher Bildung, gerade im ländlichen Raum.
- Haltet kleine Kitas am Netz, um wohnortnahe Betreuung zu garantieren.
- Verbessert den Personalschlüssel, um echte Bildungsqualität zu erreichen.
Frühkindliche Bildung ist die Grundlage für Chancengleichheit, Persönlichkeitsentwicklung und die seelische Gesundheit unserer Kinder. Die soziale und pädagogische Infrastruktur muss erhalten und weiterentwickelt werden – sonst drohen Einschränkungen der Lebensqualität und Zukunftsaussichten für Familien in Sachsen.
Denn: Kinder sind unsere Zukunft.